Trotz Corona kein besonderes Schuljahr
Die Aktualität der Ereignisse, wonach viele Schulkinder in Quarantäne, Isolation oder lediglich per Fernunterricht unterrichtet werden, überschlägt sich derzeit. Lern-Lücken sind offenkundig, der psychische Druck ist enorm. Tanja Fux, Adjunktin der Dienststelle für Unterrichtswesen liess sich in einem Interview mit dem Walliser Bote vom 03.05.2021 schon fast zynisch zitieren: «Aus Sicht der Kinder und Jugendlichen ist es kein besonderes Schuljahr, das sie erlebt haben.»
Ich verstehe diese Aussage in keiner Art und Weise. Das Schuljahr 2020/2021 ist speziell. Sehr speziell. In vielen Klassen gab es positiv getestete SchülerInnen, Lehrerinnen in Isolation und Quarantäne, viele Stellvertretungen und letztlich mussten duzende Klassen in Quarantäne. Der Fernunterricht funktioniert nicht überall in genügender Qualität. Die Lücken aus dem letzten Corona-Schulahr konnten noch nicht überall geschlossen werden. Die Kinder und Jugendlichen sind einem enormen psychischen Druck ausgesetzt. Nicht nur wegen der allgegenwärtigen Pandemie selbst, sondern vor allem auch wegen den verordneten Massnahmen mit ihren grossen Einschränkungen, der sozialen Isolation und dem steten Leistungsdruck, verbunden mit grossen Zukunftsängsten. Und wenn dann noch der gesellschaftliche und schulische Leistungsdruck hinzukommt, ist es für viele junge Seelen einfach zu viel. Zudem klafft die Leistungsschere bei den Schülern immer weiter auseinander. Klar, nicht nur wegen Corona. Aber vor allem auch begünstigt durch Schulschliessungen, Quarantäne-Anordnungen und vermehrte Covid-Positive-Fälle. Der «Corona-Gap» macht aus unseren Schülern die eigentlichen (Bildungs-) Verlierer des Virus.
Dies hat die kantonale Dienststelle für Unterrichtswesen erkannt und Anfang Dezember 2020 entschieden, dass im laufenden Schuljahr die Semesternoten wegfallen und alle Noten als Jahresnote gleichmässig erfasst werden. Es handelte sich hierbei um eine Massnahme, «mit der das Departement am Ende dieses besonderen Semesters Druck von Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrpersonen wegnehmen, gleichzeitig aber das Niveau der Anforderungen aufrechterhalten will», hiess es damals aus dem Departement Darbellay.
Offensichtlich hat das Departement nun seine Meinung geändert, weil man ja das aktuelle Schuljahr als «normal» bezeichnet. Jetzt will man den Druck erhöhen und die Jahresprüfungen, die 20 % der Jahresnote ausmachen, «normal» durchführen. Abgesehen davon, dass in der Schweiz heute noch lediglich sechs Kantone Jahresprüfungen der obligatorischen Schulen kennen.
Als Grossrat hab ich versucht mit einem dringenden Postulat die Jahresprüfungen wegen dieser Argumentation zu kippen. Leider scheiterte mein Postulat bereits in der Vor-Evaluation. Parlamentsdienst und Fraktionschefs waren der Meinung, dass das Muss-Kriterium der Unvorhersehbarkeit nicht gegeben ist. Damit ist das Thema erst einmal vom Tisch.
Als Mitglied der Bildungskommission bleibe ich aber am Thema dran. Versprochen.