Interpellation: Verbesserung der Attraktivität des Lehrerberufes im Kanton Wallis
Im Herbst letzten Jahres wurden die Ergebnisse der Zufriedenheitsumfrage 2019 der Lehrpersonen im Kanton Wallis präsentiert. Bei einer guten Rücklaufquote von 67 % zeigen sich die Lehrpersonen zufrieden, würden aber den Beruf selbst nur wenigen weiterempfehlen. Die Umfrage zeigt, dass fast 30 % der Befragten sich nicht mit ihrem Beruf und ihrer Arbeit identifizieren. Das ist ein grosses Alarmzeichen. Zentral für unsere Schulen sind gut ausgebildete und vor allem auch motivierte Lehrerinnen und Lehrer. Lehrpläne, Lehrmittel, professionelle Schulleitungen, koordinierte Administration, Digitalisierung und vieles mehr sind wichtig für die Qualität der Schulen. Das Wichtigste aber bleiben die Lehrpersonen, die direkt mit den Kindern im Zimmer agieren. Es sind sie, die Beziehung aufbauen, die Kinder unterstützen, fordern, fördern, differenzieren und individualisieren. Die Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern werden zur grossen Herausforderung; die Klassen sind meist gross und extrem heterogen: Vom sehr schwachen Schüler hin zum Hochbegabten muss alles möglichst individuell und mit einem differenzieren Programm unterrichtet werden. Ein Spagat, der praktisch nicht machbar ist. Der Lehrerberuf ist für die Ausbildung und auch die Sozialisation unserer Kinder zentral. Wir brauchen die Besten für unsere Kinder und Jugendlichen. Deswegen ist die Rekrutierung und Ausbildung der jungen Menschen entscheidend. Und genau hier hat das Wallis offensichtlich ein Problem. Die Pädagogische Hochschule (PH) Wallis bildet heute weniger Lehrer aus, als Lehrer in Pension gehen. Auch ein Alarmzeichen.
Die Ausbildung im Wallis muss deswegen attraktiver werden. Es gibt heute zu viele Gründe, weshalb junge WalliserInnen sich nicht im Wallis ausbilden lassen. StudentInnen im Wallis verpflichten sich ein der sechs Semester im anderen Kantonsteil zu absolvieren. Viele Oberwalliser StudentInnen haben heute für dieses System keine Lust, schreiben sich in den PHs anderer Kantone ein, machen dann auch ausserkantonal ein Praktikum und bleiben leider allzu oft dort hängen. Mehrere Umfragen in den Fachmaturitätsklassen Pädagogik bestätigen diesen Umstand. Grundsätzlich ist der Austausch in einem zweisprachigen Kanton wünschenswert. Jedoch müsste dieser auf Freiwilligkeit basieren. Stattdessen müsste ein (finanzielles) Anreizsystem entwickelt werden, welches die StudentInnen motiviert den Austausch dennoch zu machen. Klar aber muss die Unterstützung der Oberwalliser StudentInnen im Unterwallis grösser sein. Die StudentInnen sind meist verloren. Ein Ansatz wäre ein Coaching durch die PH Oberwallis.
Hinzu kommt die Anwendung der Warteklasse, wonach ausgebildete LehrerInnen im Wallis im ersten Jahr ihres Berufslebens auf 5 % ihres Lohns verzichten müssen. Das ist nicht zeitgemäss und vor allem unattraktiv. Ich verweise hier auf das Postulat 2020.09.285 «Die Rückkehr ins Wallis für Lehrpersonen attraktiver gestaltenden» der CVPO-Fraktion unter Grossrätin Charlotte Salzmann-Briand, in welchem die Abschaffung dieser Warteklasse gefordert wird.
Ein weiterer Schwachpunkt, der letztlich auch zum Lehrermangel führt, ist der Wegfall des zweiwöchigen Praktikums in der Fachmittelschule. Von 2006 bis 2010 wurden zwei Praktikumswochen, organisiert von der PH, angeboten. Ab 2011 dann nur noch eine Woche. Ab 2012 wurde das von der PH organisierte Praktikum abgeschafft, weil im Unterwallis die benötigten Praktikumsplätze nicht mehr verfügbar waren. Die Praktikumsplätze wurden im Unterwallis bereits stark von PH-Studierenden beansprucht. Das Problem ergab sich aber nicht für das Oberwallis. Trotzdem hat der Kanton dann entschieden über den gesamten Kanton kein offizielles Praktikum mehr durchzuführen. Dies ist nachteilig. Die StudentInnen werden dadurch nicht schon während ihrer Ausbildung ins Walliser Bildungssystem eingebunden.
Wir brauchen eine attraktive PH und zwar in beiden Kantonsteilen. Für uns im Oberwallis ist dies sehr wichtig, der Weg in die Deutschschweiz wird noch allzu oft gewählt. Der gegenseitige Semesteraustausch in den jeweils anderen Kantonsteil muss sich statt auf Pflicht auf Freiwilligkeit berufen. Stattdessen sind Anreize zu schaffen, die den Austausch fördern. Im Weiteren müssen die Oberwalliser StudentInnen im Unterwallis durch die PH Oberwallis gecoacht und begleitet werden. Zudem muss das zweiwöchige Praktikum organisiert und begleitet durch die PH wieder als Pflicht eingeführt werden.
Wir fordern den Staatsrat das Dargelegte zu analysieren und folgende Antworten zu beantworten:
- Kann der gegenseitige Semesteraustausch auf freiwilliger Basis aufgegleist werden, evt. gefördert durch einen (finanziellen) Anreiz?
- Die Oberwalliser StudentInnen sind im Unterwalliser Austausch oft verloren. Kann ein Coaching und Begleitung der Oberwalliser StudentInnen im Unterwallis durch die PH Oberwallis erfolgen.
- Wieso wurde das Praktikum gestrichen? Und kann das zweiwöchigen Praktikums als Start zur Eingliederung ins Walliser Schulsystem wieder eingeführt werden?
- Zudem kann im dritten Studienjahr bereits parallel zum Studium gearbeitet werden. Dies wird leider nie propagiert. Doch gerade dies wäre doch ein Argument für die PH-Wahl?
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