In jüngster Vergangenheit war der Bau im Fokus derÖffentlichkeit. Einerseits zu Recht, weil UNIA und andere über hygienischeMissstände auf Baustellen aufmerksam machten. Andererseits aber auch vonKleingewerblern, die beklagen, wieso die Baulobby es schafft, den Bau am Laufenzu halten und Kleinstbetriebe mit wenigen Kunden dies nicht dürfen. Grund genugfür mich diese Kolumne dem Bau zu widmen, obwohl ich dies als Bauunternehmereigentlich absichtlich nie tun wollte.
Die aktuell vorherrschende Situation zum Coronavirus stelltuns Bauunternehmer vor grosse Herausforderungen. Denen stellen wir uns, weilwir unfassbar tolle Mitarbeiter haben, welche die verordneten Massnahmenkonsequent umsetzen und aufeinander achten. Dass wir weiterarbeiten, ist keinpersönlicher Entscheid, sondern er basiert auf der Strategie unsererLandesregierung. In dieser schwierigen Zeit ist die Bauwirtschaft eine wichtigeStütze von Gesellschaft und Wirtschaft.
Dabei bleibt aber die Gesundheit aller auf dem Bau stetsoberste Priorität. Das beginnt mit dem gestaffelten Mannschafts-Transport,aufgeteilt auf mehrere Fahrzeuge, wird weitergeführt in der konsequentenUmsetzung der 5-Mann-Regel mit entsprechendem Sicherheitsabstand und ergänzt durchumfassende Hygienestationen. Wir von der Ulrich Imboden AG haben bereits vorzwei Wochen damit angefangen unsere fixen Baustellen mit fliessendem Wasser undSeife, Desinfektionsmittel und Papierhandtücher auszustatten.Gemeinschaftsflächen wie Türgriffe, Toi Tois, Essplätze, Aufenthaltsräume undContainer werden täglich gereinigt und desinfiziert. Damit diese Anweisungenauch richtig umgesetzt werden, fand auf den Baustellen ein Sicherheitscoachingdurch den firmeneigenen Sicherheitsdelegierten statt.
Es ist wichtig, dass die Teile der Wirtschaft, die nocharbeiten können, dies auch tun. Wir wollen und können so als Baubranche Stützefür das ganze Oberwallis sein, das durch die Einnahmeausfälle im Tourismusbesonders stark getroffen ist. Dank den früheren Bauzeiten beispielsweise inGrächen, Saas-Fee und Zermatt können nun alle Mitarbeiter, die über den Winterim Tourismus arbeiten und nun durch das rasche Ende arbeitslos wurden, früherbeschäftigt werden. Auch in dieser Hinsicht denken wir ans Gemeinwohl.
Der Bundesrat ist derzeit stark gefordert, auch was diewirtschaftlichen Folgen des Coronavirus anbelangt. In weiten Teilen derWirtschaft musste die Arbeit eingestellt oder Kurzarbeit eingeführt werden.Richtigerweise können nun auch Selbstständigerwerbende und Mitarbeiter mitbefristeten Verträgen von Kurzarbeit profitieren. Vergessen wir dabei abernicht, dass dieses an sich sehr gute Mittel der Kurzarbeit über Staatsgelder,also über Steuergelder und damit solidarisch durch uns alle finanziert wird.
Das Baugewerbe ist für den Industrie- und Tourismus-KantonWallis von zentraler Bedeutung. Im Bauhauptgewerbe arbeiten bis zu 5‘500Mitarbeiter, hinzukommen rund 10‘000 Mitarbeiter aus dem Baunebengewerbe, vorallem aus dem Ausbaugewerbe. Man stelle sich vor, wenn auch diese MitarbeiterKurzarbeit beantragen. Die bereitgestellten Bundes-Milliarden wären Peanuts, zuden Geldern, die dann bereitgestellt werden müssten. Das würde die SchweizerWirtschaft nicht verkraften.
Auch darf nicht vergessen werden, dass der Bau in derLeistungskette stark eingebunden ist. Können Bauunternehmen ihre Vorleistungennicht bezahlen, kommen andere Branchen in Schwierigkeiten. VorgelagerteBranchen, z.B. Zementhersteller, Baumaterialienhersteller kämpfen mitgeringerer Nachfrage; nachgelagerte Branchen, wie das Ausbaugewerbe (Maler,Gipser, usw.) sind ebenfalls stark negativ betroffen, wenn Baustellengeschlossen würden. Ganz zu schweigen von Terminen, welche nicht eingehaltenwerden können und so neue Mieter oder Eigentümer nicht in ihre Wohnungeneinziehen können.
Solange wir auf den Baustellen, aber auch in der Industrienoch arbeiten, können wir den Staatshaushalt entlasten, so dass wirklich jeneBetriebe Gelder von Bund und Kanton beantragen können, für die es keinenanderen Ausweg aus der Krise gibt.
Die Folgen dieser Krise wird der Bausektor, wie andereSektoren auch, erst verspätet im Herbst oder zu Beginn des nächsten Jahres harttreffen. Denn die aktuellen Arbeiten hatte man bereits vor der Krise. Hinsichtlichder Sparten dürfte wegen der vorherrschenden Unsicherheit der Wirtschaftsbau(Wirtschaftsgebäude, Touristendestinationen, u.ä.) stark zurückgefahren werden.Der Wohnungsbau dürfte eher mild davonkommen. Wichtig wäre, dass öffentlicheAuftraggeber sich nicht mit der Vergabe neuer Aufträge zurückhalten, weil sonstin späteren Monaten der Aufholeffekt schwächer wird. Unser Staat könntediesbezüglich noch anders aktiv werden; nämlich in einer rascheren Abwicklungin der Erteilung von Baubewilligungen. Nicht selten wartet man heute 6-8 Monateauf die Erteilung einer Baubewilligung. Hier muss rasch Abhilfe geschafftwerden. Wer noch investieren will und kann, soll nicht mit unglaublich lahmen,zähen und immer wieder neuen Hürden bestraft werden.