Mittendrin im Chanukka, dann Weihnachten und böllerfreiesSilvester und dann? Nichts. Gar nichts. Ausser ganz viel Familie, FondueChinoise mit viel zu vielen Saucen, komischen Geschenken, genetflixte Serien –alles wie gehabt. Jedes Jahr dasselbe Elend. Nicht einmal dieHelene-Fischer-Show bringt heuer Neues. Alles Konserve. Alles wie immer. Kaumauszuhalten. Auch ohne Corona. Und überall erschlagen einen die Jahresrückblicke.Nicht nur im TV mit Jauch, Lanz, Nuhr und Plasberg auch in den Printmedien,sogar im lokalsten Walliser Bote. Jahresrückblicke kommen, ob man will odernicht. Zuverlässig wie der Tod oder das «Amen» in der leeren Kirchen unsererRepublik.
Als ob uns dieser Jahresrückblick 2020 überhauptinteressiert. Alles von diesem verdammten Virus übertüncht. Alles anderebelanglos. Vergessen. Alles Makulatur. Nebensache. Ach ja, das Klima ist jaimmer noch nicht gerettet. Dafür aber die millionenschwere Renten-Abfindung fürden milliardenschweren Herrn aus Herrliberg. Über die Klinge springen musstendagegen Dubler’s allerbeste Schokoküsse, sogar eine Bushaltestelle in Erstfeldmit selbigem Namen wurde entsorgt. Und damit nicht genug: Zigeuner-Cervelatsflogen aus dem Migros-Sortiment und aus dem «Indianär»-Wein von Aldo Caldelariwird nun «Wundärland». Das sind doch die wirklich wichtigen Themen dieser Zeit.Und da gab es doch noch der gescheiterte aber uneinsichtige BundesanwaltLauber, der uneinsichtige und leider noch nicht gescheiterte SVP-NationalratAddor, der einsichtige und gescheiterte Mitte-Politiker Buttet und diehellseherische SVP-Nationalrätin Martullo-Blocher, die bereits Anfang März mitMaske im Parlament auftauchte. Weder gescheitert, noch einsichtig.
Vergessen die internationale Crypto-Spionageaffäre, dasBlausee-Fischsterben, die Bespitzelungsaffäre von CS-Thiam, dasChefsesseltheater bei der RW Oberwallis und die finanzielle Versöhnung zwischenLoredana und Petra Z. Vergessen das leider abgelehnte Jagdgesetz, dieKampfflugzeugbeschaffung und die Begrenzungsinitiative. Zum Glück haben wirjetzt einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub und an der Verantwortung derKonzerne liegt offenbar deN Menschen mehr als den Ständen. Komisch nicht? DieSwing-Kantone habens gerichtet. Auch wir können Amerika. Und trotzdem: AllesMakulatur. Weggewischt von diesem doofen Virus.
Dieses Jahr wird die Zeit um den Jahreswechsel nochgrausamer. Noch einsamer. Nicht nur für die wirklich Einsamen und gesellschaftlichAussortierten; auch für alle anderen Corona-Müden. Einfach zu Hause bleiben,brav Steuern bezahlen, sich in engen Bubbles bewegen, einfach mal Ruhebewahren. Man fühlt sich überdrüssig und ohnmächtig. Ein Gefühl wieGeschlechtsverkehr ohne Orgasmus. Nicht schön. Gar nicht.
Und dann der letzte Tag dieses Jahres. Silvester. Auch ohneBöller. Eigentlich sollten wir grenzenlos feiern. Feiern, dass diesesbeschissene Jahr endlich endet und hoffen, dass ein Wunder passiert. Eingrosser Staubsauer über unsere Welt saugt und ab morgen dann alles anders ist;nämlich besser. Viel besser. Verdient hättens wir alle. Nächstes Jahr wird –und diesmal bin ich mir ganz sicher – alles besser.